Meine Ratschläge richten sich nicht an den so genannten „Knipser“, sondern an den anspruchsvollen Fotoamateur, der Bilder bis ins Format 45x30 cm herstellen will und der Wert auf die „klassischen“ Methoden der Bildgestaltung wert legt.
Die Preise für Digitalkameras befinden sich im freien Fall. Andererseits haben die Kameras eine Qualität erreicht, die auch für die Zwecke des ambitionierten Amateurs ausreicht. Wer jetzt einsteigt, verliert zwar immer noch Geld, bekommt aber ein Produkt, mit dem er zufrieden sein wird. Stromverbrauch und Reaktionsgeschwindigkeit sind bei den neueren Kameras kein Thema mehr.
Ich möchte deshalb hier vorrangig auf die Probleme der Bildgestaltung eingehen. Da stellt sich erst die Frage, ob Spiegelreflex oder nicht. Das Hauptargument für eine Spiegelreflex, der parallaxenfreie Sucher, entfällt bei der Digitalen. Was also für die Spiegelreflex spricht, sind in erster Linie die Möglichkeit der Verwendung von Wechselobjektiven. Es gibt aber noch weitere Argumente, die für die Digitalfotografie spezifisch sind. Ein wichtiges Argument ist die Größe des Sensors. Bei den digitalen Spiegelreflexkameras ist zwar der Sensor in der Regel kleiner als das Kleinbildformat. Aber wesentlich größer als bei den Digitalen mit fest eingebauten Objektiven. Dies bringt Vorteile. Ein größerer Sensor rauscht weniger. Das Bildrauschen ist bei der digitalen Fotografie das, was bei der analogen Fotografie das Korn ist. Insbesondere bei höheren Empfindlichkeiten wird das Rauschen schnell zum Problem.
Bei den digitalen Kameras mit eingebautem Objektiv beginnt der Zoombereich meist über 35mm. Das heißt, dass der bildgestalterisch wichtige Weitwinkelbereich fehlt. Nur wenige Kameras bieten ein Zoom ab 28mm. Die Ursache dafür ist, dass Weitwinkelobjektive für digitale Sensoren schwierig zu korrigieren und damit teuer sind. Das heißt aber auch, dass vorhandene Weitwinkelobjektive für digitale Spiegelreflex nur mit Qualitätseinbußen zu verwenden sind! Ein Weitwinkelzoom muss also im Regelfall neu angeschafft werden.
Ein weiteres Gestaltungselement entfällt bei den Digitalen mit eingebautem Objektiv: Die Tiefenschärfe. Wegen des kleinen Sensors ist die auch schon bei offener Blende sehr hoch. Abblenden vergrößert sie aber nicht viel weiter. Schon ab einer Blende von 4,0 treten Beugungseffekte auf, die das Bild insgesamt unscharf machen. Also wieder ein Argument für die Spiegelreflex.
Wenn also eine Digitale mit eingebautem Objektiv, dann eine handliche kleine.
Zum Thema Kamera möchte ich mich nicht weiter äußern. Alles was ich weiter schreiben würde, wäre schon in wenigen Wochen überholt.
Weil die digitalen Bilder „nichts kosten“, sammeln sich da sehr schnell sehr viele an und man verliert leicht die Übersicht. Zum dauerhaften Abspeichern der Bilder kommen eigentlich aus Preisgründen nur CD und DVD in Frage. MO ist zwar sicherer, aber eben auch relativ teuer. Wichtig ist bei CDs und DVDs, sie auf keinen Fall mit Etiketten zu versehen und sie nur mit einem geeigneten Filzstift zu beschreiben. Sonst droht Ungemach und die Datenträger lassen sich unter Umständen schon nach wenigen Monaten nicht mehr lesen. Oder nur noch mit Spezialprogrammen. Wer da Probleme hat, kann sich gerne an mich wenden.
Zur Archivierung sind chronologische Dateinamen die einfachste Lösung. Die sollten aber sortierbar sein. Für den 29.08.04 also 040829.
Für die Übersicht empfehle ich, die Dateien mit dem Programm Thumbs Plus zu katalogisieren. Das ist für Amateurzwecke mehr als ausreichend. Archivprogramme wie Canto Cumulus lohnen sich nicht. Thumbs plus wird mit zigtausend Bildern fertig ohne nennenswert an Performance einzubüßen. Es bietet elementare Funktionen zur Bildbearbeitung auch im Batch-Modus. Eines meiner Lieblingsfeatures sind die Galerien. Da kann man Bilder wie am Leuchttisch sortieren und im Batch umbenennen. Thumbs Plus archiviert auch externe Datenträger. So bekommt man leicht eine Übersicht über alle seiner CDs. Eine Demoversion von Thumbs Plus kann man sich im Internet herunterladen.
Keine auch noch so teure Digitalkamera liefert optimale Bilder. Das liegt daran, dass die in den Kameras integrierte Bildbearbeitung nicht optimal ist. Die „Rechenkapazität“ einer Kamera ist eben begrenzt. Das gilt insbesondere für drei Bereiche:
Eliminierung des Bildrauschens.
Weißabgleich.
Nachschärfen.
Alle drei Funktionen sollte man an der Kamera, wenn möglich abschalten. Wo es geht, die Bilder im kameraeigenen Format (z.B. RAW) abspeichern. Bei JPG möglichst wenig komprimieren. Denn es gilt:
Sind erst einmal Artefakte im Bild, so sind die meist nur schwer zu beseitigen.
Welches Programm empfiehlt sich für die Bildbearbeitung? Die Frage ist schwer zu beantworten. Ich arbeite mit Adobe Photoshop. Der ist sehr teuer. Und muss nicht sein. Weil er nämlich nicht ausreicht. Ich empfehle für den Einsteiger Photoshop Elements. Wer Elements beherrscht, kann bei gestiegenen Ansprüchen auf das Vollprodukt umsteigen. Und hat nichts für die Katz gelernt. Für meine praktische Arbeit ist der einzige Vorteil des Vollprodukts die Aktionen (Makros). Die erleichtern die Arbeit wesentlich, bringen aber letztendlich nur Komfort.
Am Anfang jeder Bildbearbeitung steht die Kalibrierung des Monitors.
Nur damit sind konsistente Ergebnisse zu erhalten. Die Kalibrierung kann mit Adobe Gamma (bei Photoshop und Elements dabei) oder dem Monitor Calibration Wizard rein visuell erfolgen. Besser ist eine Hardware-Kalibrierung. Die ist mittlerweile erschwinglich geworden. Colorplus von Pantone kostet wenig über 100 € und ermöglicht eine optimale Kalibrierung. Das Ergebnis ist frappierend. Auch moderne LCD-Bildschirme sind damit kinderleicht für die Bildbearbeitung einzurichten.
Das Geheimnis der optimalen Bildbearbeitung: Die richtigen Plugins
Plugins sind Programme, die nicht eigenständig lauffähig sind. Sie benötigen ein Host-Programm. Standard sind die Photoshop-Plugins mit der Endung 8bf. Mittlerweile sind zahlreiche Bildbearbeitungsprogramme Plugin-kompatibel. Das einfachste ist Irfanview. Das kostet nichts. Aber auch Corel Photo Paint und Paintshop Pro sowie die professionelle Version von Thumbs Plus sind geeignet.
Ich möchte hier meine Lieblings-Plugins vorstellen.
Zur Beseitigung des Bildrauschens ist das Plugin DIGITAL GEM von Kodak Spitze. Es beseitigt Bildrauschen sehr effizient, ohne dass dabei Schärfe verloren geht.
Farbstiche beseitigt man am besten mit ColorWasher von der Plugin-Site. Den gibt es als Demo im Internet. Die gesamte Funktionalität zu beschreiben, würde hier zu weit führen. Das Plugin ist erste Sahne.
Zum Nachschärfen empfehle ich FocalBlade, ebenfalls von der Plugin-Site. Damit erzielt man wesentlich bessere Ergebnisse wie mit „unscharf maskieren“ im Photoshop.
Diese drei Plugins kosten zwar Geld. Sie sind es aber wert. Lieber ein „billiges“ Bildbearbeitungsprogramm plus die Plugins wie Photoshop ohne! Einziger Nachteil der drei Plugins ist, dass sie einen leistungsfähigen Rechner (>2 GHz) voraussetzen. Sonst machen sie keinen Spaß.
Für Architekturfotografen ist weiterhin das Plugin Lensdoc von Andromeda sinnvoll. Es erlaubt, sphärische Abbildungsfehler wie Tonnen und Kissen zu reparieren.
Wer viel mit JPG-Artefakten zu kämpfen hat, dem empfehle ich Image Doctor von Alien Skin. Es gibt natürlich noch viele andere Plugins. Aber die oben genannten sind fast ein Muss.
In welchem Format soll man abspeichern? Ich persönlich verwende das Format JPEG2000. Thumbs Plus und Irfanview beherrschen dieses Format. Photoshop benötigt noch ein Plugin, z.B. von der Firma Luratech. Das ermöglicht verlustfreies Komprimieren sowie verlustbehaftete Kompression ohne nennenswerte Artefakte. Mit zunehmender Kompression werden die Bilder einfach unschärfer. Schön daran ist, dass man die Bilder gezielt auf eine bestimmte Dateigröße komprimieren kann.
Bilder kann man ausdrucken oder fürs Betrachten am Bildschirm herrichten. Die Tintenstrahldrucker insbesondere von Epson und Canon bieten eine sehr hohe Qualität, wie man sie aus dem Fotolabor nicht bekommt. Auch die Farbstabilität ist heute kein Thema mehr, vorausgesetzt man verwendet Originalpapier und -tinte. Ausbelichten im Fotolabor ist allerdings deutlich billiger als das Drucken. Es gibt in Deutschland nur noch zwei Großlabors. Unterschiede in der Qualität der Prints dürften daher in erster Linie zufälliger Natur sein und nicht davon abhängen, wo man seine Dateien abgibt. Wichtig ist ein richtig kalibrierter Bildschirm! Wer Spitzenergebnisse will, muss zum Fotografen mit eigenem Labor. Einfache Farblaser bringen nicht die Qualität, die man von einem Foto erwartet. Thermosublimationsdrucker sind eigentlich aus Umweltgründen abzulehnen.
HTML-Galerien für Internet lassen sich sehr bequem mit Thumbs Plus erstellen. Für die Präsentation über VCD oder SVCD am DVD-Player oder Computer empfehle ich das Programm Fotos auf CD & DVD von Magix. Auch das gibt es als Demo im Internet. Damit sind richtige AV-Schauen mit Überblendeffekten und Vertonung auf einfachste Weise machbar.